Es war im Herbst 1921 bei der Rückkehr der Hochzeitsreise eines beglückten Paares, welches einige Nachbarn und Kollegen hierzu
benutzten, um die üblichen Empfangs-Schüsse abzugeben, und wie es so Gebrauch ist, wurde man natürlich zu einem ganz famosen Imbiss mit Kaffee negris eingeladen. Allmählich wurde auch die Stimmung heiterer und das Gespräch lenkte sich auf die Schwyzer Fasnacht von Einst und Jetzt. Es wurde hervorgehoben, wie in früheren Zeiten die so schöne Rotte mit den Tambouren durch die Strassen der Residenz zogen, dass sich sämtliche Maskeraden um die Tambouren scharten und es somit oft über 100 Maskeraden bei der Rotte gab. Und jetzt sei dieser uralte Brauch abgeflaut. Die jungen Burschen ziehen lieber mit kostümierten Rädchen umher und die Rotte umfasse kaum mehr deren 14 - 20 Masken. Es wurde betont, es sollten sich einige Bürger zu einer Gesellschaft zusammenschliessen und alljährlich an der Fasnacht mit Publikationen und Versammlungen die Bürger von Schwyz und hauptsächlich die jüngere Generation dazu zu verhalten, dass sie sich beim Maskengehen den Tambouren anschliessen sollen. Gesagt, getan.
Unter dem Namen «Gesellschaft zur Hebung alter Fasnacht-Sitten und Gebräuche» bildete sich ein vorläufiges Komitee, welches die Vorarbeiten traf und zur Deckung allfälliger Kosten einen kleinen Jahresbeitrag beschloss. Im Verlaufe der Zeit traten so viele Mitglieder der Gesellschaft bei, dass es als angezeigt erschien eine Versammlung einzuberufen, welche dann am Samstag vor dem Güdelmontag 1922 im Gasthaus zum 'Mythen' abgehalten wurde. An diese erste Versammlung wurden die Mitglieder per Karte avisiert und es folgten der Einladung mehr als 60 Maskenliebhaber. Aus all dem sah man, dass der Schwyzer Geist für alte Traditionen noch lebt und die erste Tagung verlief zur vollen Zufriedenheit aller.
Nachstehend die Beschlüsse der Versammlung in aller Kürze:
«Der vom Gründungskomitee beschlossene Jahresbeitrag von Fr. 2 wurde genehmigt. Der Vorstand wurde bestätigt, wie ihn das Gründungskomitee bestellt hatte. Die Anschaffung von einem Quantum Orangen und Brödli zur Abgabe an die Maskeraden zu reduzierten Preisen wurde gutgeheissen. Der Vorschuss der Kasse soll für ein Jahr zinstragend angelegt werden. Dann folgten noch verschiedene Worte der Aufmunterung, sich in Zukunft wieder mehr dem Geiste der alten Schwyzer anzuschliessen und sich an der Fasnacht um die Tambouren zu scharen. Diese Worte wurden hauptsächlich an die jüngere Generation gerichtet. Es wurde auch der Wunsch ausgedrückt, die ältere Garde möge der jüngeren mit gutem Beispiel vorausgehen. Schluss der Versammlung nachmittags 4 Uhr.»
Anhang: Gründungsmitglieder:
Kälin Karl, Präsident Gütsch
Reichmuth Jos. Vizepräsident Küfer
Schuler Karl, Kassier Altberg Kari
Schuler Jos. Aktuar Schriftsetzer
Lindauer Jos. Beisitzer Reisti
Betschart Franz, Beisitzer Robutzler
Tschümperlin Joh. Beisitzer Gipser
Bolfing Dom. Beisitzer Zeughausangestellter
Das 50-jährige Jubiläum machte Geschichte. Ein grosser Umzug mit über 1000 Mitwirkenden, die Jubiläumsfeier mit der Ehrung von den zwei noch lebenden Gründungsmitgliedern, eine Festschrift, zwei Preisnüsseln und ein Monsterrott in einem Rottentreffen zusammengezogen, machten dieses Jubiläum zu einem denkwürdigen Anlass. 1973 wurde das Reglement für das Preisnüsseln durch den Ministerrat und die Preisrichter neu überarbeitet und festgelegt, massgebend für das Reglement war die Überlieferung.
1975 starb der verdienteste aller Schwyzer Nüssler, Karl Kälin (General Gütsch). Bei Karl Kälin vom Gütsch lagen die Geschicke des Vereins seit der Gründung 27 Jahre lang. Er waltete als initiativer, ja fanatischer Präsident und hat Entscheidendes geleistet. Er war die treibende Kraft, nach ihm folgten:
Josef Reichmuth 1928
Franz Anderrüthi 1950-1952
Frank von Euw 1953-1956
Martin Bolfing 1957-1961
Francois Annen 1962-1966
Walter Anderrüthi 1967-1971
Toni Dettling 1972-1976
Toni Zumbühl 1977-1981
Edgar Schuler 1982-1986
Hans Weber 1987-1991
Stephan Annen 1992-1996
Philipp Tschümperlin 1997-2001
Hugo Steiner 2002-2006
Remo Hicklin 2007-2011
Thomas Reichmuth 2012-2016
Alexander Grab 2017-2022
Nico Lüönd seit 2022
Seinen Titel General Gütsch erhielt Karl Kälin 1948, als der Aktuar aus Jux, Folgendes in die Lokalblätter schrieb: General Gütsch nimmt am Güdelmontag von der Rathausstiege aus das Defilee der Maskeraden ab. Karl Kälin ließ sich auf den Spaß ein und präsentierte sich im Frack, während 127 Maskeraden an ihm vorbeimarschierten. Vom Dorfbach, der uralten Dorfteil um den Dorfbach, lebte die Fasnacht auch auf und eroberte allmählich über das Hinterdorf den ganzen Flecken Schwyz. In der Region Dorfbach wohnten nebst General Gütsch auch andere Anhänger.
Heute noch wird vom Maskeradenvater ein Stock mitgetragen, auch dies hat seinen geschichtlichen Hintergrund. Franz Betschart, der Robutzler, war erster "Papa der Maschgraden" und konnte nur an einem Stock gehen. 1943 wurde Anton Nideröst Naschgradenvater und es wurde ein Nüsslerstab geschaffen, der an Robutzler erinnert, da sein Kopf geschnitzt wurde. Nach Anton Nideröst trugen Franz Anderrüthi, Franz Betschart, Xaver Schuler, Anton Tschümperlin, Karl Wiget, Othmar Rickenbach und heute Rene Schlegel den Nüsslerstock, in Begleitung der beiden Tambouren, mit. Heute sind die Nüssler der Inbegriff der Schwyzer Fasnacht. Sie gestalten vier ganze Tage in einer uralten, überlieferten Art, die den Schwyzer immer wieder zu fesseln vermag.
S isch Güdelmändig und Heiterglanz
D Schuelgofe hend zweij Täg Vakanz,
Zäntume isch mr früehlachtig wach
Und d Buebe schlönd scho e heillose Krach.
Was hends au z lärme, wo springids hi?
Mer wend ene nache, wend au drbii sy!
Vom Dorfbach abbä, chund sapperelott
Scho ä ordeli grossi, läbigi Rott.
Reifröckli-Wyber, Zigüner und Blätz,
Sie rüered scho Mutschli und nüsslid wie lätz.
Und d Trummler schlönd s Chalbfäll im uralte Takt,
Ae Holzbock, wo das nid im Innerste packt.
Dr Maschgradevater, wie chönts anders sy,
Isch mitem gschnätzlete Stab drby.
Sie ziehnd jez durs Dorf bis i d Herregass,
De alte z Freud, de Junge zum Gspass.
Am Mittag um Eis, d Zytig heds brichtet
Wird uf em Platz äs Priisnüsslet usgrichtet.
Das staht im Volch i höicher Gunscht
Jä wüssid, rächt nüssle isch fascht ä Kunscht.
Me muess de Tanz fryordeli känne
S tueds nid mit gumpe und umeränne.
Bewegig und Rhythmus muess vor und hinne
Gnau mit-em Trummeschlag zämä stimme!
D Priisrichter luegid drum scharf und äxakt
Uf d Absätz, Drähig, Schritt und Takt.
Si sälber sind Nüssler us altem Gschlächt,
Wenns nid e so wär, so wär es nid rächt.
Und i de Pause, zwüschet nüssle und tanze
Da flügid dur d Luft gelb Pummeranze
Da muess me uf s Zifferblatt guet ufpasse
Gar mängi chund s zuuse uf d Rössliterasse.
Und isch de dr Nüsslet öppe verby
So chehrt das Volch i de Wirtschafte ii
Und spät i dr Nacht, under Stärneglanz
Töint s nu "brumm, brumm, brumbumm vom Narretanz!